Die welt der biere

Biere und Käse

Im Durchschnitt besteht Bier aus 95 % Wasser und ist reich an Mineralien, wobei der Alkoholgehalt sehr unterschiedlich ausfallen kann (von Eisbock bis zu alkoholfreiem Bier). Für das Geburtsland des Grana Padano ist Bier auf gewisse Weise ein „neuer Klassiker“ und stellt heutzutage ein nicht zu vernachlässigendes Element für die Gewohnheiten der italienischen Verbraucher dar. Warum ein „neuer Klassiker“? Wenngleich der Gerstensaft in Italien schon früh bekannt war, hat sein Konsum nicht so feste Wurzeln geschlagen, wie in anderen Ländern – obwohl er im Mittelalter auch hier das Leben im Kloster mitgeprägt hat. Erst aufgrund gezielter unternehmerischer Impulse im 19. Jahrhundert und mitteleuropäischer Investitionsprojekte sollte sich diese Situation ändern. Ab dann folgte das Biersegment der allgemeinen nationalen Fertigungsparabel, in deren Rahmen sich im 20. Jahrhundert ein mäßiges industrielles Profil entwickelte.

Ende des 20. Jahrhunderts, genauer gesagt 1995 und 1996, kam durch die Craft-Beer-Szene völlig neuer Schwung auf. Zuvor hatte es nur vereinzelte Belebungsversuche gegeben. Ab 1996 lässt sich ein rasantes Wachstum kleiner und sehr kleiner Betriebe erkennen, deren Anzahl heute ungefähr 1500 beträgt: Dieses kleine Heer an Brauereien gesellt sich zu zwei unabhängig gebliebenen größeren Unternehmen und einer ansehnlichen Gruppe historischer Marken, die inzwischen jedoch großen multinationalen Konzernen gehören. Das Angebot ist dabei äußerst vielfältig, sowohl was die Produktionsarten und Rezepturen als auch die Frage der Pasteurisierung betrifft. Auf diese Weise hat sich die Einstellung der Italiener gegenüber Bier und dessen Verbrauchs Schritt für Schritt, aber relativ plötzlich, verändert. Heute liegt der Pro-Kopf-Verbrauch im Bel Paese bei knapp 30 l pro Jahr. Die Bierbranche beschäftigt über 92.000 Menschen im Land und erreicht einen Produktionswert von ca. 9,2 Mrd. Euro sowie einem Anteil von 0,52 % am Bruttoinlandsprodukt. Zu den wohl interessantesten Aspekten gehört die wachsende Bedeutung des oben erwähnten Craft-Beer-Segments, nicht (nur) was die Dimensionen betrifft (ca. 3,5 % Marktanteil), sondern auch die Fähigkeit, Kaufeinstellung und -verhalten zu steuern.
Die Italiener haben gelernt, die Biersorten der historischen Bierbraunationen (Belgien, Deutschland und weitere mitteleuropäische Staaten, Großbritannien und USA) zu unterscheiden, und stehen neuen Angeboten aus den unterschiedlichsten Teilen des Globus (hat die sogenannte craft revolution doch die gesamte Welt erobert) aufgeschlossen gegenüber. Außerdem wissen die Italiener den Erfindergeist ihrer eigenen Landsmänner zu schätzen, was das Experimentieren mit den territorialen Spezialitäten (Gewürze, Zitrusfrüchte, Getreidesorten, Honigsorten, Esskastanien) betrifft, an denen das Bel Paese so reich ist. 2015 konnte Italien sogar die Anerkennung seiner ersten formell kodifizierten Biersorte feiern, die gänzlich seiner charakteristischen kreativen Natur entsprungen ist: das Italian Grape Ale, dessen Rezeptur die Verwendung von Traubenmost vorsieht – ganz im Zeichen der unvergleichlichen önologischen Traditionen dieses wundervollen Landes. Und wer weiß, was die Zukunft sonst noch bereit hält …